KDFB

Bericht über KDFB Clubabend „Wie im Himmel - so auf Erden. Theologie und Gender“ am 05.03.2020

Prof. Dr. Judith Könemann von der WWU Münster referierte zu Beginn. Dabei zeigte sie auf,  wie schwierig es sei, zu sagen: Das ist ein Mann und das eine Frau. Geschlecht sei eine soziales Konstrukt, abhängig von Zeit, Gesellschaft, der Frage nach dem  Wesen des Menschen.

Ist der Mann „die Eiche“ und die Frau "das Efeu“, wie es J.H. Campe 1796 in einem Brief an seine Tochter schreibt oder wird frau „zur Frau nur gemacht“, wie es Simone de Beauvoir 1949 formuliert.

Wolle man das genauer verorten, so sei „Sex", "männlich, weiblich“ einerseits als biologisch unveränderbar gesetzt, „Gender", "männlich, weiblich, divers“  jedoch als kulturelle Zuschreibung definiert, führte Judith Könemann aus.

Judith Butler, Vertreterin des Konstruktivismus,  habe 2009 geschrieben: „Begriffe zur Gender-Bezeichnung sind somit nie ein für allemal festgelegt.“ Geschlecht sei eine Zuweisung von Eigenschaften mit gleichzeitiger Zuschreibung der Bedeutung dieser Eigenschaften.

Geschlecht und Körper seien nicht ontologisch festgelegt, sondern gelebte Lebensformen.

Das sei, erklärte Judith Könemann, in der theologischen Lehrmeinung nicht unwidersprochen. Im Katechismus stehe geschrieben: Das unveränderliche Wesen des Menschen manifestiere sich in der Fortpflanzung als Teil des göttlichen Schöpfungsaktes. Dazu bedürfe es des „aktiven“  Mannes und der „passiven“ Frau. Daraus ergäben sich bestimmte Rollen und Tugenden. Diese seien normal und daraus organisiere sich die Gesellschaft, wer Macht und Einfluss habe, z. B. das Primat des Mannes, die patriarchalische Hierarchie der katholischen Kirche, das alleinige Priestertum des Mannes.

In der Diskussion mit den Teilnehmer*innen hob Judith Könemann hervor, dass die theologische Lehrmeinung von Mann und Frau ausgehend von dem Wesen des Menschen in sich stringent sei und ihre Durchsetzung auf der Macht der Kirche beruhe. Das sei nicht diskutabel. 

Dagegen kreuze sich der Genderbegriff (männlich, weiblich, divers) mit Klasse, Rasse und Religion und stelle deshalb das Selbstverständnis des theologischen  Ansatzes in Frage und ebenso die kirchlichen Machtverhältnisse. Wie Gott die Geschlechter gewollt habe, könne nur Gott allein wissen.

Veränderungen in der katholischen Kirche seien nicht leicht, da schon durch unsere Sprache und deren grammatische Zuordnungen zu „männlich“ und „weiblich“, der Weg  erschwert sei.  So sei „Gott“ in der Regel männlich: „Vater unser“, „sein“ Wille geschehe, „er“ erschuf Himmel und Erde, Mann und Frau.

Besonders ernüchternd sei, dass den notwendigen Veränderungen ein gesellschaftliches und politische Roll Back entgegenstehe, z.B. Forderungen nach einem Machtwort oder einem starken Führer.

Angesichts der Einschränkungen des öffentlichen Lebens und demokratischer Rechte durch die Regierung wegen des Corona Virus endete der Clubabend mit dem Gebet um Gelassenheit von Thomas Morus:

„ Schenke mir, ..., dass ich mir nicht all zu viel Sorgen mache ..., damit ich ein wenig Glück kenne im Leben und anderen davon mitteile.“